Zweitsemestler

Guten Morgen! Für mich startet heute mein zweites Semester. In 45 Minuten beginnt meine erste Videokonferenz. Zeit also, um auf das vergangene Semester zurückzuschauen.

Mein erstes Semester in meinem Studium zum Grundschullehramt in Kassel war ein komplettes Onlinesemester. Sicherlich, es gibt auch Vorteile, wie etwa, dass man sich den Weg spart (der bei mir jedoch nur aus knapp 20 Minuten Bahn fahren bestünde und nicht wie zu Schulzeiten eine ganze Stunde) und somit etwas länger schlafen kann. Man muss sich nicht groß fertig machen, vor allem wenn Veranstaltungen ohne Video stattfinden. Auch das Tasche packen entfällt. Aber es gibt doch auch einige imense Nachteile in meinen Augen. So durfte ich, seit einem halben Jahr nun an der Uni studierend, diese erst zweimal bei Klausuren von innen betreten. Auch das Dasein auf dem Campus lässt sich an zwei Händen abzählen. Irgendwie fehlt so manchmal der Bezug zur Uni. Es gibt Zeiten, da fühle ich mich gar nicht wie ein richtiger Student. Ganz ehrlich? Es fühlt sich gar nicht mal so viel anders an, als die letzten Wochen Schule, die ja auch online waren… Außer vielleicht, dass man niemanden kennt und die Inhalte natürlich andere sind. Aber vom drum herum, naja ich weiß nicht… Ich hoffe, ich werde in meinen drei Jahren Regelstudienzeit, die mir ab jetzt noch bleiben, mal Veranstaltungen in Präsenz besuchen dürfen.

Hinzu kommt, dass es wirklich schwer ist, seine Kommilitonen kennenzulernen, vor allem, wenn man (wie ich), schnell von gigantischen Nachrichtenfluten auf dem Handy überfordert und eher ein Kandidat für „ich antworte dann später irgendwann“ ist. Ein Kennenlernen und auch auf die Leute zugehen und ansprechen würde mir vor Ort vermutlich deutlich, deutlich leichter fallen. Aber naja, vielleicht lernt man seine Kommilitonen ja im dritten Semester mal kennen, für das Jetzige, das Zweite, sieht es auch eher schlecht aus…

Auch wenn ich, wie vielleicht gemerkt, kein sonderlich großer Fan vom Onlinestudium bin, war mein erstes Semester doch insgesamt wirklich sehr sehr schön. Ich hätte es mir (unter Pandemiebedingungen und Kontaktbeschränkungen) kaum besser vorstellen können. Inhaltlich wurden meine Erwartungen übertroffen. Ich hatte sehr viel Spaß an den Themen, das Lernen hat mir (fast immer) viel Freude bereitet. Es war sehr interessant, aber auch anstrengend. So musste ich für Mathe bespielsweise jede Woche Erkundungen anfertigen. Diese Erkundungen (Lösen und anschließende Reflexion von Aufgaben) sollten handschriftlich verfasst werden und am Ende kam ich (mit einer doch recht kleinen Handschrift) auf knapp 120 Seiten. Dank Corona durften diese dann natürlich noch eingescannt werden (durch die Onlineabgabe, was jedoch erst am Ende bekannt gegeben wurde) und da der große Scanner in der Uni nicht benutzt werden durfte, mussten alle Blätter einzeln eingescannt werden. Ich war froh, als ich die pdf hochgeladen und dann auch bestanden habe.

Zudem gab es noch ein Referat (mein erstes Onlinereferat), bis auf einige wenige technsiche Komplikationen verlief das aber reibungslos. Ein Portfolio mit der Zusammenfassung von Vorlesungsinhalten und einem Begleittexte (jeder Begleittext durfte nur eine Seite Zusammenfassung erhalten, da manche Texte jedoch an die zwanzig Seiten lang waren, war auch dies manchmal eine Herausforderung), hierfür steht die Bewertung noch aus, ich denke aber, dass ich dies bestanden haben sollte.

Und dann kamen Ende Februar/ Anfang März die Klausuren. Eine Präsenzklausur habe ich, aufgrund der Pandemie, in den Juni verschoben, in der Hoffnung, dass die Zahlen bis dahin etwas runter gehen. Meine drei Klausuren für den Sachunterricht habe ich alle bestanden (da sie als Studienleistungen gezählt werden, gibt es hier keine Note, die Modulnote wird im zweiten Semester in einer anderen Veranstaltung vergeben).

Meine Linguistik Klausur habe ich auch mit einer sehr guten Note bestanden, Mathe war ebenfalls erfolgreich. Geschockt hat mich in Mathe der Notenspiegel, die meist vergebene Note waren 0 Punkte (an meiner Uni gibt es im Lehramtsstudium das Punktesystem wie in der Oberstufe), ein Schnitt von 5 Punkten (unter 5 Punkten ist man durchgefallen) bei insgesamt 600 Teilnehmern. Da musste ich schon etwas schlucken. Das Ergebnis der Schriftspracherwerbsklausur steht noch aus.

Morgen gebe ich dann mein Studieneinstiegsportfolio für Grundschulpädagogik ab. Dort sollten die Vorlesungen und Tutorien reflektiert werden, eine vierseitige Ausarbeitung über die Gründe für die Entscheidung zum Grundschullehramtsstudium und ein Exzerpt für die darauffolgende kurze Hausarbeit von knapp zehn Seiten verfasst werden. Das Portfolio war zwar einiges an Arbeit (knapp 60 Seiten), jedoch hat es mir (fast immer) viel Spaß gemacht, daran zu schreiben. Beim späteren Durchlesen wird die persönliche Entwicklung teilweise ziemlich deutlich.

Insgesamt habe ich viel in meinem ersten Semester gelernt, neben dem Fachlichen ganz viel technisches (á la, wie gehe ich mit Zoom, Moodle und Co. um), wie formuliere ich wissenschaftliche Arbeiten, wo finde ich den Leitfaden für die Formalia, wie gehe ich mit Word um (automatisches Inhaltsverzeichnis und Abbildungsverzeichnis, Seitenzahlen etc.). Aber auch zur Organisation und zum Lernen konnte ich einiges mitnehmen.

Es war ein sehr schönes erstes Semester, ich freu mich auf mein zweites und hoffe, dass ich irgendwann auch noch ein richtiges, Präsenzsemester, erleben darf 🙂