Stressfrei durch die Klausurenphase

So langsam geht es für mich auch wieder los und die Klausurenphase rollt an. Die erste und letzte für mich dieses Jahr, da ich im nächsten Semester aufgrund meines Praxissemesters keine Klausuren schreiben werde. In 13 Jahren Schule und nun schon fast 1,5 Jahren Studium passiert es fast automatisch, dass man sich – früher oder später – Lernmethoden und -strategien aneignet. Heute möchte ich davon berichten, wie ich mich derzeit auf meine Klausuren für die Uni vorbereite und dadurch auch recht entspannte Klausurenphasen habe.

Zunächst muss gesagt werden, dass es kein Schema-F gibt, was man einfach stumpf abarbeiten kann. Da jede Klausur und vor allem jeder Lernende individuell ist, sollte das Vorgehen immer an die jeweilige Situation angepasst werden. Auch im Verlauf des Studiums ändern sich immer Kleinigkeiten an Lernsystemen, da man immer mehr Erfahrungen sammelt und diese dann auf die nächsten Prüfungsvorbereitungen übertragen sollte.

  • Schritt 1: Eine Semesterübersicht erstellen
    Dieser Schritt sollte am besten direkt zu Beginn des Semesters erfolgen. Besonders sinnvoll finde ich hier Kalender, bei denen man direkt einen Monat pro Seite sieht. So hast du einfach einen sehr guten und großen Überblick. Solche Seiten kannst du dir auch einfach selbst erstellen. Ich habe eine Vorlage bei Word erstellt, wo jedes Semester nur noch die entsprechenden Daten geändert werden müssen und dann einfach ausgedruckt werden kann. Wichtig ist, dass du hier jeden (!) Klausurtermin, Abgabe etc. direkt einträgst. So hast du bereits zu Beginn des Semesters eine gute Übersicht, was dich im Verlauf des Semesters erwartet, wie viel Zeit dir jeweils noch bleibt und es gibt kaum böse Überraschungen.
  • Schritt 2: Informationen zur Klausur sammeln
    Elementar für deine Vorbereitung ist es, so viele Informationen wie möglich zu der Klausur zu sammeln. Dies spart eine Menge Zeit und du kannst dich optimal auf die Klausur vorbereiten, wenn du im Voraus ungefähr weißt, was dich erwartet. Hier bietet es sich an, zu der Klausur alle Informationen, die du erhälst zu sammeln und auf einem Blatt festzuhalten. Relevante Informationen sind hier z.B. die Art der Klausur. Wie ist die Klausur aufgebaut? Ist es eine Multiple Choice/ Single Choice Klausur? Gibt es offene Fragen? Gibt es Punktabzug bei Falschbeantwortung? Findet die Klausur an einem Computer statt oder auf Papier? Oftmals sagen die Dozenten schon etwas dazu.
    Wichtig ist auch zu wissen, worauf man bei den Prüfungen besonders aufpassen sollte. Stellt der Dozent gerne mal Fangfragen? Legt er größeren Wert auf auswendiggelernte Definitionen oder eher auf Anwendung?
    Hilfreich sind hier die Einschätzungen von Tutoren (wenn vorhanden), Studenten aus den höheren Semestern, sowie Alt- und Probeklausuren. Je mehr Informationen du sammelst, desto einfacher wird die Vorbereitung
  • Schritt 3: Lernmethode auswählen
    Anhand der Informationen solltest du dir während der ersten Hälfte des Semesters nun eine Lernmethode passend zur Klausur wählen. Die Lernmethode solltest du an deinen Lerntypen anpassen. Hierfür solltest du also zunächst einmal herausfinden, was du überhaupt für ein Lerntyp bist, also wie du am besten lernst (durchlesen, aufsagen, aufschreiben, anhören, etc.). Ich persönlich lerne am Besten, indem ich mir selbst Zusammenfassungen der Vorlesungen schreibe. Es gibt sehr viele, die davon abraten, da sie recht lange dauern. Sie sind zwar aufwendig und zeitintensiv, wenn allerdings rechtzeitig damit begonnen wird, ist das (für mich) alles kein Problem. Mir helfen Zusammenfassungen, einen Überblick über den Umfang zu bekommen. Durch das Umformulieren in eigene Worte setze ich mich zwangsläufig mit dem Stoff auseinander und habe bereits einen großen Teil des Stoffs verinnerlicht.
    Bei Klausuren, bei denen es mehr um Auswendiglernen geht, nutze ich gerne Karteikarten. Hier schreibe ich die Themenbereiche aus der Zusammenfassung auf Karteikarten und kürze diese dann bei Bedarf nochmals.
    Beim richtigen Lernen lese ich mir dann die Zusammenfassungen durch und erkläre es mir selbst. Bei Karteikarten frage ich mich dann ab und sortiere sie auf entsprechende Stapel.
    In diesem 3. Schritt solltest du dir also überlegen, wie du für dich den Lernstoff strukturieren und am Ende lernen möchtest.
  • Schritt 4: Umfang der Inhalte abschätzen
    Bereits nach ein paar Vorlesungen kannst du gut einschätzen, wie viel Inhalte pro Vorlesung behandelt werden und wie umfangreich der Stoff am Ende sein wird. Hier geht es nicht um eine genaue Zeit- oder Seitenangabe, sondern eher das grobe Abschätzen.
  • Schritt 5: Zeitplan erstellen
    In der Mitte des Semesters beginne ich dann meistens aus den gesammelten Informationen der Schritte 1-4 einen Zeitplan zu erstellen. Hierbei gehe ich vom Klausurtermin rückwärts. Es ist sinnvoll, sich einige Tage als Wiederholung und Puffer freizuhalten. In der Regel ist das bei mir eine Woche +/-, je nachdem wie viele Klausuren in der Zeit geschrieben werden und wie umfangreich der Inhalt ist (je mehr Klausuren und je mehr Inhalt, desto mehr Puffer wirst du brauchen). Dann verteile ich die einzelnen (Vorlesungs-)themen auf die Tage. Pro Tag nehme ich mir idR nur ein Thema aus einem Modul vor. Es sollten jedoch für ein stressfreies und effektives Lernen nicht mehr als 2 Module an einem Tag gelernt werden. So gehe ich dann rückwärts, beachte weitere Termine und plane dann an diesen Tagen entsprechend mehr oder weniger Zeit ein. Wenn ich die Lernthemen verteilt habe, sehe ich genau, ab wann ich anfangen muss mit Lernen. Dies bedeutet dann für mich, dass bis dahin die Lernmaterialien (Zusammenfassungen, Karteikarten und Co) fertig sein sollten. Die Verteilung des Schreibens erfolgt ebenso wie die des Lernens rückwärts. Pro Tag 1-2 Kapitel zusammenfassen reicht oftmals völlig aus. Irgendwann kommt man dann an einem Tag heraus, an dem man also beginnen sollte, sich mit dem Stoff auseinanderzusetzen. Wichtig ist, dies auch nicht aufzuschieben, da sich andernfalls alles am Ende aufstaut und es stressig wird.
  • Schritt 6: Lernphase
    In der richtigen Lernphase solltest du auf eine entsprechen lernstimulierende Umgebung achten und herrichten. Such dir einen Raum, der dich wenig ablenkt (Küche, Schreibtisch, Bibliothek und andere Lernplätze in der Uni) und wo du dich gut konzentrieren kannst. Vermeide es, im Bett zu lernen, da dein Gehirn Schwierigkeiten zwischen Lern- und Schlafphasen bekommen kann und du dann evtl. Probleme beim Einschlafen haben könntest. Außerdem solltest du zusätzlich auf genügend Bewegung und Pausen achten. Kleine Spaziergänge, Yoga- oder Meditationseinheiten helfen mir, den Kopf frei zu bekommen und abzuschalten, damit ich nicht in der Flut an Stoff ertrinke. Wichtig ist, dass du dir einen Ausgleich zum Lernen suchst, denn nur so kannst du effektiv das Gelernte bei dir behalten. Zum Ende der Lernphase solltest du dir Altklausuren oder Probeklausuren vornehmen (oder alternativ dir selbst Fragen überlegen) und dich testen. Tu dies am besten, wenn du mit dem eigentlichen Lernen fertig bist und nun in die Wiederholung starten würdest. So siehst du gut, wo noch Lücken sind und kannst diese dann bei Bedarf schließen. Eine Wiederholung der Probeklausur kann helfen, deinen Lernfortschritt und deine Schwächen zu visualisieren.
    Tipp: Um konzentriert zu sein und sich nicht vom Handy ablenken zu lassen, gibt es Kontrationsmodi am Handy, die für den gewählten Zeitraum ausgewählte Apps sperren. So wird die Hürde sich abzulenken, etwas größer.
  • Schritt 7: der Tag der Klausur
    Am Tag der Klausur solltest du für keine anderen Module lernen. Manchmal hilft es, sich die Lernblätter noch ein letztes Mal durchzulesen, um die Aufregung zu mildern. Ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft (ohne Lernzettel) kann nochmal helfen, einen klaren Kopf zu bekommen.
  • Schritt 8: nach der Klausur
    Nach der Klausur sollte eine kurze Reflexion erfolgen. Was war gut, was war nicht gut? Was war hilfreich und was eher überflüssig? Was hättest du anders machen sollen?
    Auch bei der Einsicht der Klausuren hilft es, eine Fehleranalyse zu betreiben. Besonders, wenn man die Klausur wiederholen möchte oder im Verlauf des Studiums evtl. nochmals auf den Dozenten trifft und bei ihm eine Klausur schreibt.
    Mit dieser Reflexion kannst du dann in der nächsten Klausurenphase ansetzen und entsprechend deine Lernmethode, -zeiten und generelle Vorbereitungen anpassen.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei den nächsten Prüfungen!