Präsent in der Uni

Gestern war ich das allererste Mal in der Uni. Also so richtig. Um etwas zu lernen. Nicht, um in der Bibliothek ein Buch auszuleihen, meinen Studentenausweis zu validieren oder eine Klausur zu schreiben. Nein, nach einem Jahr Studium bin ich gestern Abend das allererste Mal in der Uni gewesen, um etwas zu lernen. Hierbei handelte es sich um ein Tutorium für eine Grammatik-Vorlesung.

Da wir mittlerweile im Herbst angekommen sind, geht die Sonne recht früh unter und zum Tutoriumsbeginn um 18 Uhr war es bereits dunkel. Ich war zwar schon einige Male auf dem Campus, jedoch immer im Hellen. Gestern Abend sah alles irgendwie ein wenig anders aus. Gott sei Dank, konnte Google Maps mich an den Treffpunkt lotsen. Dort standen dann auch schon einige wenige Studierende und warteten. Also habe ich beschlossen, einfach ganz blöd auf zwei Mädels zuzugehen und sie anzuquatschen, ob sie auf das Tutorium warteten. Zum Einen, um endlich mal Anschluss zu haben, zum Anderen, um mich zu vergewissern, dass ich hier richtig bin. Bald darauf kamen auch immer mehr einzelne Studis, die sich zu uns gesellten und irgendwann waren wir sogar eine recht große Gruppe. Es war, ähnlich wie meine letzte Erfahrung vor zwei Wochen beim Feiern, so schön, mal wieder richtig mit echten Menschen zu reden. Menschen, mit denen ich seit einem Jahr studiere (denn die allermeisten aus dem Tutorium waren wie ich im dritten Semester), kennenzulernen. Mich auszutauschen.

In dem Seminarraum, in dem das Tutorium stattfand, habe ich mich irgendwie wieder zurück in die Schulzeit versetzt gefühlt. Der einzige Unterschied war, dass unser Tutor uns zu Beginn einschärfte, dass wir uns (wenn es für alle okay ist) gegenseitig duzen, denn er sei eigentlich auf der selben Stufe wie wir. Auch ein Student – nur eben schon sehr lange 😉

Man hat vielen angemerkt, wie sehr sie diese Präsenzveranstaltung „genossen“ haben. Ich habe in meinen letzten beiden Semestern einige online Tutorien besucht. Sie alle waren irgendwie am Ende gleich: 2-3 Leute, die sich regelmäßig beteiligen, einige, die zwar ihre Kamera anhaben, aber selten bis nie etwas sagen und ein Großteil, der die Kamera auslässt und vermutlich noch nebenbei diverse andere Dinge erledigen. Auch Gruppenarbeiten in Breakoutsessions waren eigenartig. Die Kommunikation war schwierig. Von all dem habe ich in dem Präsenztutorium nichts mitbekommen. Auch die Hemmungen, sich zu beteiligen, sind in Präsenz irgendwie deutlich geringer, als online. Keine Ahnung wieso.

Das Einzige, was noch nicht so gut lief, war, dass ich mich noch mit dem Uni-WLAN verbinden muss. Da ich kein WLAN hatte, konnte ich nur eins von zwei Arbeitsblättern, das ich im Voraus zu Hause heruntergeladen hatte, bearbeiten. Das andere Arbeitsblatt fotografierte mir meine Sitznachbarin freundlicherweise von ihrem ab.

Am Montag habe ich die nächste Präsenzvorlesung (die Grammatik-Vorlesung zu dem gestrigen Tutorium), da bin ich auch sehr gespannt, wie das wird und freu mich schon drauf. Aber auch auf Mittwoch nächste Woche freue ich mich. Denn obwohl die Zeit (18-20 Uhr) mir nicht ganz zuspricht, habe ich es doch im Geüfühl, dass man hier den ein oder anderen nach einem Jahr endlich mal kennenlernen kann!

Kleiner Nachtrag: am darauffolgenden Tag hatte ich wieder ein Seminar im Onlineformat und irgendwie war es noch schwerer, sich hier (vor allem bei den Gruppenarbeiten) mit einzubringen zu sich zu beteiligen. Nun hatte ich den direkten Vergleich dazu, wie es eigentlich (ohne Corona) sein könnte und irgendwie hilft mir das in Sachen Motivation nicht groß. Eher gegenteilig. Aber solange diese Pandemie noch da ist, lässt sich daran leider nichts ändern. Bleibt zu hoffen, dass ich vielleicht wirklich in den verbleibenden (voraussichtlich) 4 Semestern (davon 3 an der Uni) mal ein richtiges Präsenzsemester erleben darf, in dem die allermeisten Veranstaltungen in Präsenz stattfinden können 🙂