Frohe Ostern aus der Quarantäne

Frohe Ostern! So langsam geht es mir auch wieder etwas besser, ich habe immer längere Wachphasen und bin nicht mehr den ganzen Tag am schlafen wie die letzten Tage. Mir geht es immer noch nicht gut, ich merke, nach dem Frühstück in der Küche oder dem kurzen Abduschen bin ich immer noch sehr erschöpft, dass ich mich eigentlich sofort wieder hinlegen muss. Die Atemnot und die Kreislaufprobleme werden langsam etwas besser. Der Husten und die Halsschmerzen sind zwar doller geworden, dafür hält sich der Schnupfen in Grenzen. Kopf- und Gliederschmerzen sind auch schon besser. Alles in allem nimmt es also anscheinend langsam den Weg der Besserung ein. Physisch.

Psychisch bin ich den ganzen Tag irgendwie nicht auf der Höhe. Ob ich heute mal wieder viel in Selbstmitleid bade? Mag sein. Es hat mich einfach wahnsinnig traurig gemacht, Ostern nicht mit meiner Familie feiern zu können, wie sonst immer. Draußen ist so schönes Wetter, die Sonne scheint. Das kann ich aber nur durch das Fenster beobachten. Ich glaube heute, besonders heute Abend geht einfach all das raus, was sich die letzten Tage bei mir angestaut hat. Muss nun einfach raus. Und ich weiß, dass es auch vielen anderen so geht. Aber trotzdem kann ich meine Situation blöd und ungerecht finden.

Meine Osterferien, die ich zusammen mit meiner Familie in der Heimat verbringen wollte, verbringe ich nun isoliert in der Heimat. Ohne Familie. Und eigentlich auch ohne sonstige soziale Kontakte. Wenn der Spuk dann vorbei ist, fahre ich wieder in meine Unistadt und bin dann auch wieder alleine. Vom Prinzip hätte ich die Ferien also auch einfach in der Unistadt verbringen können, sozial isoliert bin ich sowieso. Nur, dass mir hier noch mehr verdeutlicht wird, dass ich derzeit von anderen ferngehalten werden muss, weil ich für andere eine Gefahr darstelle. Es mag lächerlich klingen, aber mich belastet das irgendwie.

Gleichzeitig kommt der Druck, weil ich durch die Quarantäne nun einige Fehlzeiten ansammel, die mir in den Seminaren schnell zum Verhängnis werden können. Meine beiden Stunden, die ich krankheitsbedingt fehlen darf, habe ich dann direkt am Anfang gesammelt. Von dem verpassten Anschluss an die KommilitonInnen mal ganz zu schweigen. Mit dem Ende der Ferien rückt dann auch mein Unterrichtsbesuch in der Schule immer näher, für den ich noch einiges zusammenschreiben und nächste Woche abgeben muss. Zu tun ist also irgendwie einiges.

Durch die Quarantäne und vorherige Isolation mit meiner Schwester habe ich auch einige Dinge verpasst, die ich vorhatte, beziehungsweise auf die ich mich schon lange gefreut habe. Wenige Stunden, bevor ich ins Kino gehen wollte, habe ich mich positiv getestet. Wer die Reihe „Fantastische Tierwesen“ kennt, kann sich vermutlich ungefähr ausmalen, wie groß meine Vorfreude auf diesen Tag war. Umso ärgerlicher, dass er ausgefallen ist und ich keine Ahnung habe, ob und wann ich diesen aufgrund mehrerer Umstände nachholen kann. Zudem wollte ich in den Osterferien endlich Blutspenden gehen. Ich habe dies schon lange vor und mich in meiner Unistadt über verschiedene Organisationen informiert, allerdings war ich nicht wirklich zufrieden. In meiner Heimatstadt kann man dies allerdings direkt in einem Klinikum tun, wo auch nur dort dann das Blut verwendet wird und nicht etwa weiterverkauft oder so. Auch meinen Friseurtermin (wo ich mich endlich vom Spliss befreien lassen wollte) muss nun vermutlich bis August waren, ich hoffe nur, dass es bis dahin nicht allzu schlimm geworden ist. Diverse Arzttermine wie meine Auffrischung der Tetanusimpfung (Reminder an dieser Stelle nicht nur auf die Coronaimpfung sondern auch an andere Auffrischungen zu denken) muss ich auch verschieben. Auch den langersehnten Stadionbesuch seit Monaten mit vielversprechender Stimmung (seit zwei Jahren kamen die Ultras das erste Mal nach ihrem Boykott wegen der Coronaregeln wieder zum Spiel) habe ich verpasst. Morgen wäre eigentlich Essen bei meiner Oma mit der ganzen Familie gewesen. Ich hoffe, immerhin zu ihrem 80. Geburtstag am Samstag bin ich wieder raus.

Ich habe die Möglichkeit, mich Dienstag vielleicht sogar schon freitesten zu können. Diese Chance werde ich nutzen, vielleicht habe ich ja Glück und ich darf ab Dienstag wieder raus und den Rest der Woche meine Familie sehen. Die nächste wirkliche Gelegenheit bietet sich vermutlich erst wieder im August. Ich glaube zwar ehrlich gesagt nicht, dass ich Dienstag wieder „frei“ sein werde, aber es bietet immerhin einen kleinen Hoffnungsschimmer. Denn, ganz ehrlich: mir ging es die letzten Tage wirklich nicht gut. Eigentlich ging es mir schon sehr lange nicht mehr so schlecht. Und dennoch ist für mich persönlich das Schlimmste an Corona (bis jetzt) das Eingesperrtsein und das Gefühl, für andere eine Bedrohung darzustellen, sodass sie sich vor dir schützen. Und ich glaube dieser Quarantänefrust geht bei mir erst noch los, wenn es mir von Tag zu Tag besser geht und irgendwann auch die Langeweile dazu kommt.