Der November ist geschafft

Der November ist nun so gut wie vorbei. Das freut mich zugegebenerweise sehr, auch wenn es natürlich gleichzeitig leichte Panik angesichts des bald vor der Tür stehenden Weihnachtens hervorruft. Aber obwohl ich froh bin, dass der November nun endlich vorbei ist, muss ich rückblickend schon sagen, war er dieses Jahr der schönste seit langem. Seit einigen Jahren habe ich, mal mehr und mal weniger, mit meiner mentalen Gesundheit zu kämpfen. Und meistens ist der November in der Hinsicht eine große Herausforderung, die meisten Tiefpunkte waren irgendwie alle im November.

Auch wenn ich den November 2020 mit meinem November 2021 vergleiche, sehe ich große Unterschiede, über die ich stolz und auch dankbar bin. Schließlich habe ich einiges dafür getan. Anfang November 2020 habe ich mein Studium aufgenommen und war entsprechend enttäuscht von mir selbst, dass ich bereits nach wenigen Wochen einen mentalen Tiefpunkt nach dem anderen hatte. Ironischerweise habe ich es gar nicht mehr als so schlimm in Erinnerung gehabt, aber wenn ich sehe, was ich allein auf meinem Blog zwischen November und Januar geschrieben habe, wird mir wirklich ein klein wenig anders. Mir ging es überhaupt nicht gut, ich war überfordert, viele Dinge haben mir zu schaffen gemacht, nicht zuletzte das Onlinestudium, durch das man so wenig Menschen kennenlernen konnte.

Aber was hat sich nun alles verändert im Vergleich zu diesem Jahr?

Zum Einen habe ich Ende Januar die Pille wieder abgesetzt. Diese war mit unter vermutlich einer der größten Gründe, weswegen es mir im vergangenen Winter nicht gut ging. Nach knapp 10 Monaten ohne kann ich nur sagen: es war genau die richtige Entscheidung und ich würde es immer wieder so tun. Ich fühle mich viel wohler in meiner Haut und bin auch irgendwie freundlicher zu mir selbst. Die Einnahme der Pille hatte bei mir ziemlich negative Auswirkungen auf meine Selbstwahrnehmung und -achtung. Dies ist Gott sei Dank vorbei.

Des Weiteren habe ich versucht, mir ein wenig Struktur in den Alltag zu bringen. Gerade durch die Onlinevorlesungen (die oftmals nur Videos waren und man teilweise gar keine festen Termine über Wochen hatte) hat mir sehr die Struktur gefehlt. Ich habe mir realistische Zeiten zum Aufstehen gesetzt – früh genug, dass ich noch genug schaffe zu arbeiten und spät genug, dass ich motiviert in den Tag starten konnte und nicht allzu müde war. Auch das morgendliche tägliche Spazierengehen hat sich als sehr hilfreich erwiesen. Für den Winter habe ich meine Schlafzeiten angepasst (dies hat ein wenig Zeit gebraucht, bis ich die optimalen Zeiten raus hatte, die mein Körper braucht), da ich im Winter ein deutlich erhöhtes Schlafbedürfnis habe im Vergleich zum Sommer. Meine morgendlichen Spaziergänge habe ich auf den Mittag verlegt, allerdings schafffe ich es momentan nicht mehr, jeden Tag spazieren zu gehen, aber das ist auch okay. Wichtig ist mir, dass ich mich bewege. Durch einige Termine in der Uni vor Ort, komme ich jedoch in diesem Semester auch ohne Spazierengehen mehrmals die Woche aus dem Haus.

Womit wir bei dem nächsten großen Punkt sind. Präsenz in der Uni. 1 Tutorium und 1 Vorlesung. Das sind meine Präsenzveranstaltungen. Mit einer Gruppe für eine Präsentationsausarbeitung habe ich mich ebenfalls in der Uni getroffen. Außerdem habe ich beschlossen, regelmäßig die Lernräume der Uni zu nutzen, um einfach mal von meinem Schreibtisch wegzukommen und etwas mehr das Gefühl vom „studieren“ zu bekommen. Es ist so schön, mit den Menschen zu reden. Sich über das Studium und andere Dinge auszutauschen. Gruppenarbeiten, Smalltalks. Man merkt wirklich erst, wie sehr es einem gefehlt hat. Ich habe dieses Semester endlich das Gefühl, richtig angekommen zu sein. Ich fühle mich mal wie ein richtiger Student. Ein wirklich schönes Gefühl, was mit Sicherheit auch dazu beigetragen hat, dass dieser November deutlich schöner war, als der letzte.

Ein weiterer Punkt ist aber auch zum Beispiel die Nachhilfe. Ich habe mich nun zweimal mit meiner Schülerin getroffen und es macht mich momentan einfach wahnsinnig glücklich. Ich glaube es hilft, sich kleine Aufgaben für sich selbst zu suchen, denn auch sie bringen etwas Struktur in den Tag. Hilfreich ist es hier auch einen Terminkalender mit Aufgaben und geblockten Zeiten zu führen. Er bietet eine gute Übersicht und kann Überforderungsgefühle mindern (zumindest bei mir).

Besonders hilfreich finde ich aber das bereits seit drei Monaten geführte Dankbarkeits-Tagebuch. Irgendwie habe ich da gar nicht mehr so viel Platz für negative Gedanken, wenn ich sehe, wie glücklich mich diese kleinen Dinge oder einzelne Personen machen. Die Gedanken an sie helfen mir sehr, negative abzuwenden.

Ich würde aber lügen, wenn ich sagen würde, ich hatte diesen November gar keine schlechten Tage. Wie viele andere auch, hat mich die Dunkelheit draußen auch ziemlich demotiviert und runtergezogen. Ein großer Vorteil war jedoch, dass ich zum Einen mit jemandem darüber reden kann. Zum anderen habe ich es rechtzeitig gemerkt, dass ich aufpassen muss, um nicht wieder abzurutschen und angefangen, aktiv dagegen zu arbeiten. Es war schwer, aber noch deutlich einfacher als es sein würde, wenn man sich von ganz unten wieder hocharbeiten muss. Die oben genannten Dinge haben mir dabei geholfen. Ein paar Tage bei meiner Familie, ein Wochenende bei meinem Freund. Kleinigkeiten, die bei mir aber viel auslösen können und für die ich dankbar bin.

Jetzt geht es auf Weihnachten zu, gefühlt wird es wieder etwas heller durch die vielen Lichter und dann ist das Jahr und der Winter auch schon wieder fast rum und ich lehne mich soweit aus dem Fenster und sage, dass ich es diesen Winter sehr gut geschafft habe, mental stabil zu bleiben. Allen Lesern wünsche ich eine schöne Adventszeit!