1. Schultag

So schnell ist er auch schon wieder rum: mein erster Schultag. Nur diesmal auf der Seite der Lehrperson. Denn mein Praxissemester hat bereits begonnen. Seit drei Wochen habe ich mein Vorbereitungsseminar gehabt, heute ging es dann auch wirklich das erste Mal richtig zur Schule. Meine Aufregung hielt sich ungewöhnlicherweise in Grenzen, aber ich glaube, das lag auch daran, dass ich mit dem Umzug meines Freundes und meinen Hausarbeiten, die ich nebenbei schreibe, genug im Kopf hatte und nicht viel Platz für Aufregung war.

Heute Morgen habe ich mich direkt wieder zurückversetzt gefühlt in meine Schulzeit: frühes Aufstehen und trotzdem die ganze Zeit ein wenig Hektik. Auch die überfüllten Bahnen mit Schüler:innen habe ich eher weniger vermisst.

In der Schule angekommen wurde ich von zwei ganz aufgeregten Drittklässlerinnen sofort in Beschlag genommen. Sie haben mir dann gezeigt, wo ich in das Gebäude komme (die Eingangstür war nämlich abgeschlossen😅) und waren ganz enttäuscht, als ich ihnen offenbarte, dass ich nicht „ihre“ Studentin sei, sondern in eine erste Klasse gehen würde. Ich muss sagen, am meisten Sorgen habe ich mir tatsächlich gemacht, dass die Kinder mich nicht gut aufnehmen würden. Aber dies war überhaupt nicht der Fall. Wie die beiden Drittklässlerinnen zuvor, waren auch die Kinder in meiner Klasse Feuer und Flamme. Fast schon ein wenig zu interessiert. So musste ich nach meiner Vorstellung im Morgenkreis viele viele Fragen beantworten. Von „Was ist deine Lieblingsfarbe?“ bis „Hast du auch Kinder?“ war eigentlich so ziemlich alles dabei😂. Die Kinder waren sehr sehr neugierig, was irgendwie schon wirklich süß und lustig war. Als jedoch eine Schülerin begann, sich im Sitzkreis an meinen Arm zu kuscheln, war ich ehrlich gesagt ein wenig überfordert, wie ich damit umgehen soll. Von einer anderen Schülerin habe ich auch direkt Sonnenblumensamen geschenkt bekommen (wo sie die her hatte und warum sie die mit sich herum geschleppt hat, weiß ich nicht 😂). Da im Sachunterricht gerade das Thema „Frühblüher“ behandelt wird, nehme ich an, dass es damit irgendwie zusammenhängt.

Es hat mir wirklich wahnsinnig Spaß gemacht, viel mehr, als ich erwartet habe. Ich bin absolut verliebt in die Kinder, es ist so eine tolle Klasse. Ich habe das, was ich bereits während meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Kinderkirche und bei der Nachhilfe gemerkt habe, heute irgendwie für mich bestätigt. Die Arbeit mit Kindern macht mir einfach wahnsinnig Spaß. Nicht nur, dass diese kleinen Menschen noch so offen sind, einem am liebsten den ganzen Tag ihre Lebensgeschichte erzählen möchten und mindestens genauso viele Fragen stellen. Auch das Herumgehen, beobachten und helfen hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es war jedes Mal ein total tolles Gefühl und erfüllt mich irgendwie mit Stolz, wenn man ein leises „Frau x“ gehört hat und ein:e Schüler:in sich gemeldet hat, damit ich ihnen helfe. Natürlich bin ich momentan einfach spannend, weil ich neu bin und sie mich nicht kennen. Trotzdem erfüllt es mich mit Stolz, dass sie auch von sich aus mich nach Hilfe fragen und sich wahnsinnig freuen, wenn ich sage, dass sie alles richtig gelöst haben.

Es ist wunderschön zu sehen, wie motiviert sie (noch) sind. Aber ich glaube mein Highlight war der Begrüßungsgesang „Guten Morgen, Frau x“, mit dem ich von der Klasse begrüßt wurde. Das war schon ziemlich cool. Auch die Lehrer:innen, die ich bis jetzt kennengelernt habe, waren alle wirklich super lieb. Anscheinend sollen wir wohl sogar Schlüssel für alle Räume bekommen, damit wir uns frei bewegen können, wann und ob das aber wirklich passiert, weiß ich noch nicht.

Allerdings muss man natürlich auch sagen, dass die Kinder (ein halbes Jahr aus dem Kindergarten raus) noch sehr wuselig sind. Trotz vieler (Bewegungs-)pausen war ab 11 Uhr die Luft dermaßen draußen, dass es in der Mathestunde wirklich sehr unruhig und auch anstrengend war. Von der Lautstärke sprechen wir lieber erst gar nicht. Aber das sind eben Kinder und das ist auch völlig okay so. Trotzdem hat mir nach Schulschluss ordentlich der Schädel gebrummt (was aber bestimmt auch durch das wenig Trinken und stundenlange FFP2-Maskentragen begünstigt wurde). Aber ich muss mich ja auch erstmal daran gewöhnen. Es ist ja doch nochmal etwas ganz anderes als Online-Uni alleine im WG-Zimmer. Dennoch freue ich mich wirklich sehr auf Morgen.

Am Donnerstag steht wohl ein Wandertag in den ersten Klassen an. Da werde ich dann auch die anderen beiden ersten Klassen ein wenig kennenlernen können. Einen Tag in der Woche sollen wir auch noch etwas länger bleiben, um uns den Hort anzuschauen. Ich denke, dies werde ich dann mittwochs machen.

In drei Wochen sind schon Osterferien und bis dahin habe ich dann vermutlich auch schon meinen ersten kleinen Unterrichtsversuch hinter mir. Da bin ich wirklich sehr gespannt, denn ich kann mir das noch nicht so wirklich vorstellen, dass das so funktionieren soll und ich wirklich eine ganze Klasse für eine Stunde anleite. Aber irgendwie wird das schon funktioneren, jeder hat mal klein angefangen und ich sehe die Unterrichtsversuche als Versuche und Chancen.

Auch ist mir klar, dass ich mit Sicherheit nicht jeden Tag so begeistert nach Hause kommen werde. Es wird bestimmt auch Tage geben, an denen ich keine Lust mehr habe oder auch mal genervt bin, an mir selbst zweifel oder einfach nichts funktioniert. Aber ich glaube irgendwie, dass diese Tage eher die Unterzahl sein werden. Auf jeden Fall freue ich mich auf morgen früh.